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Naturheilkunde

Kräuter für Schlafprobleme und psychische Belastungen

von 1. Dezember 2022März 5th, 2023Keine Kommentare

Die Auswirkungen der letzten zwei Jahre auf die Gesundheit der Menschen sind vielfältig. Insbesondere Schlafprobleme sowie ängstliche und depressive Verstimmungen haben zugenommen, zeigen aktuelle Studien. Was tun, wenn man betroffen ist? Pharmazeutische Schlafmittel haben Nebenwirkungen, können süchtig machen und beheben auch nicht die Ursache. Daher ist es ratsam, auf sanfte Mittel wie etwa die Pflanzenheilkunde, zurück zu greifen. Welche Möglichkeiten wir hier haben und wo die Grenzen der Phytotherapie liegen, darüber habe ich mit der Leipziger Ärztin Dr. Anke Görgner gesprochen.

 

Schlaf ist die wichtigste Erholungsquelle für unsere Gesundheit. Während des Schlafes laufen im Körper unzählige Regenerationsprozesse ab. Wenn diese Kraftquelle gestört ist, belastet das unsere Psyche enorm und begünstigt Krankheiten. In die Leipziger Praxis für Naturmedizin von Dr. Anke Görgner kommen viele Menschen mit gestörtem Schlaf und oder ängstlichen oder depressiven Verstimmungen. Bevor Dr. Görgner zu chemischen Medikamenten greift, versucht die Ärztin ihre Patienten so lange wie möglich auf natürlichem Wege zu behandeln, um die Eigenregulation wieder herzustellen.

O-Ton: “Die Patienten, die wir sehen mit den Schlafstörungen, die haben oft nicht nur Schlafstörungen, sondern die haben einen Symptomenkomplex, der daraus besteht, dass man zu einer klassischen Zeit, meist zwischen zwei und vier in der Nacht munter wird, zu der selben Zeit tagsüber sehr müde und erschöpft ist bis hin zu „ich schlafe am Schreibtisch ein“. Die Patienten haben nicht selten Schmerzen zwischen den Schulterblättern oder auf der rechten Seite oder generell Schmerzen, die haben Oberbauchbeschwerden, die haben neue Nahrungsmittelunverträglichkeiten, die haben Haarausfall. Also das ist so ein Symptomenkomplex, wo man die Schlafstörungen nicht isoliert behandeln soll, sondern schauen muss, wo kommt das her? Und nach meiner Erfahrung sind das ganz oft Leberfunktionsstörungen.“

Der naturheilkundliche Ansatz ist also immer ganzheitlich: Die körperlichen Aspekte, wie etwa eine überlastete Leber, spielen dabei ebenso eine Rolle wie die Psyche. Der Therapieerfolg spricht für sich. Bevor man zum Arzt geht, kann man durchaus versuchen, dem Problem selbst beizukommen, sagt Dr. Görgner, und zwar mit leberstärkenden Pflanzen wie Artischocke oder Mariendistel.

O-Ton:“ Mariendistel ist eine sehr alte Heilpflanze, die schon seit Jahrtausenden bei Leberfunktionsstörungen genommen wird. Besonders, wenn man zusätzlich noch Beschwerden im rechten Oberbauch hat, ist das das Mittel der Wahl…“

Hilfreich sind auch Kräuterauflagen von außen wie etwa das Heukissen. Außerdem kann man leberbelastende Nahrungsmittel wie Fleisch oder Alkohol weglassen.

Wie Dr. Görgner betont, gibt es aber zwei Arten von Schlafstörungen. Zum einen die bereits genannten Durchschlafstörungen, die mit einer depressiven Verstimmung einhergehen. Und zum zweiten die Einschlafstörungen, die mit einer ängstlichen Verstimmung assoziiert sind.

O-Ton:“ Die hängt eher zusammen mit Schwitzen in der Nacht, Herzklopfen, Herzrasen, Bluthochdruck, Beschwerden auf der linken Seite, nicht selten Schmerzen am linken Arm und Durchfallerkrankungen.“

Bei einer solchen ängstlichen Verstimmung hilft alles, was die Erregungsschwelle senkt, so dass man leichter in den Schlaf kommt.

O-Ton: „Hier finden Pflanzen wie Passionsblume, Lavendel, Baldrian oder auch Johanniskraut ihre Anwendung. Wobei Johanniskraut auch sehr gut bei depressiven Verstimmungen genommen werden kann. Und wenn man eine Heilpflanzenanwendung von außen haben möchte, dann kann man abends auch ein sehr schönes Kräuterfußbad z.B. mit Melisse machen. Weil das beste Nicht-Schlaf-Mittel sind kalte Füße.“

Doch wo sind die Grenzen der natürlichen Medizin?

O-Ton: „Ich sage immer: in der Naturheilkunde ist unsere größte Komplikation, dass es nichts genützt hat. Und ich glaube, es ist wirklich wichtig, dass man jede Schlafstörung, jede ängstliche und depressive Verstimmung erst mal mit Phytotherapeutika beginnt.“

Und zwar frühzeitig, wie Dr. Görgner betont.

O-Ton: „Bei den Angststörungen ist es wirklich wichtig, dass man weiß, dass man diese Phytotherapeutika nicht im akuten Anfall nimmt. Das bringt gar nichts. Sondern wenn man mit Passionsblume arbeiten möchte, dann muss man drei mal täglich eine entsprechende Erhaltungsdosis nehmen, so dass sich ein gewisser Spiegel aufgebaut hat. Und dann könnte man auch mit homöopathischen Mittel noch dazu arbeiten, wo man einfach fein dosiert vorgeht. Und so kommt man gut durch.“

Lassen sich die Schlafstörungen so nicht lösen, kann man immer noch zu chemischen Medikamenten greifen, so der Rat von Dr. Görgner.

 

Dieser Beitrag lief in ähnlicher Form als Audio im Programm von MDR Kultur und MDR Aktuell.

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