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ErnährungNaturheilkunde

Heilsamer Lavendel aus Sachsen

Duftende Lavendelfelder in Blau und Lila soweit das Auge reicht – das ist typisch für die Provence. In Sachsen erwartet man so einen Anblick erst einmal nicht. Doch seit wenigen Jahren gibt es ein großes Lavendelfeld in Köngishain-Wiederau im Landkreis Mittelsachsen.  Angepflanzt hat es ein Ehepaar, das sich fortan dem Lavendel gewidmet hat. Eine Blühpflanze, die mehr kann als nur wunderbar duften. Ich habe das Lavendelfeld besucht und berichte darüber bei MDR Kultur. Der folgende Beitrag kann aus rechtlichen Gründen nicht als Audio, sondern nur als Text wiedergegeben werden.

 

Auf dem Lavendelfeld in den sanften Hügeln von Königshain-Wiederau summt und brummt es. Unzählige Bienen und Hummeln weiden sich an den zarten hellrosa-weiß bis dunkel-violetten Blüten, die sich gerade voll entfalten, flankiert von hellgelbem Frauenmantel. Christine Winkler-Dudczig  ist auf diesem Hof groß geworden. Zum Studium zog es sie in die Ferne, doch 2014 war es Zeit zurückzukehren. Wo früher Feldfrüchte wuchsen, haben sie und ihr Ehemann auf 1.500 qm Lavendel angebaut. Für Christine eine sehr inspirierende Pflanze:

O-Ton Christine: „Mit der ich sehr viel verbinde: von der Vielseitigkeit der Nutzung, der Schönheit, der Freude, der Sinnlichkeit, der Heilkraft. Schöne Erinnerungen an gemeinsame Feste, mit schönen Urlaubszeiten in Frankreich, in England. Mit dem eigenen Kreativsein, dem Ausprobieren, dem Destillieren.“

Ehemann Manuel steht in der prallen Sonnenhitze auf dem Feld und erntet den Lavendel mit der elektrischen Heckenschere. Der Erntezeitpunkt hängt davon ab, so sagt er, was man mit dem Lavendel machen möchte.

O-Ton: „Wenn man den für die Bienen und sozusagen für die Schönheit und Deko im Garten nutzen will, dann muss man den natürlich lange stehen lassen. Wenn man Bünde machen will, die man dann trocknet, damit sie nicht ausfallen sollte man das tun, bevor die Blüten aufblühen. Wichtig ist, dass nicht ins Holz geschnitten wird.“

Echter Lavendel stammt aus den Bergen und ist winterhart. Er ist daher auch für deutsche Anbaugebiete geeignet. Er braucht volle Sonne und gedeiht am besten in einem gut durchlässigen Boden.

Schon im Mittelalter wurde „Lavandula Angustifolia“, der echte Lavendel, als Heilmittel entdeckt. Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen mittlerweile seine Heilkraft. Er enthält mehr als hundert wirksame Biostoffe mit heilsamen Eigenschaften wie Flavonoide und Gerbstoffe sowie wertvolles ätherisches Öl. Er beruhigt und entspannt und hilft so Ängste zu lösen, Stress zu reduzieren, Schlafstörungen zu bessern und innere Unruhe auszugleichen.

O-Ton: „Man kennt ja erst einmal die beruhigende Wirkung des Lavendels, aber es ist weit mehr als dies. Im Bereich der Küche gibt es sehr feine Rezepte für Kuchen, für Gelees, für den Sirup, zum Verfeinern von Eis, für kleine Nuancen beim Fleisch kochen. Sehr vielseitig!“

Eine ganz besondere Gaumenfreude, so sagt Christine, sind Früchtetartelettes aus Mürbeteig, verfeinert mit Lavendel.

O-Ton:“ Auf die Tartelettes kommen sodann Früchte wie Aprikosen, Pfirsiche oder Äpfel, die vorher in kleine Scheiben geschnitten werden, mit Zitrone beträufelt. Und Rosinen, die in Rum eingelegt wurden, kann man sehr gut mit dazu legen. Auf diese Tartelettes streut man sodann Lavendelblüten, die in den Ofen geschoben und durchgebacken werden. Und kurz vor dem Servieren können Sie sehr gerne noch für das Auge noch einige Lavendelblüten zur Dekoration mit drauf legen.“

2020 hat der Landwirtschaftsbetrieb von Christine Winkler-Dudczig  den sächsischen Eku Zukunftspreis gewonnen. Denn die trockenliebende Pflanze ist bestens in der Lage, sich dem Klimawandel anzupassen. Mit dem Preisgeld war es ihr möglich, eine Destille zu kaufen. Seither produziert der Betrieb das erste sächsische Lavendelöl.

O-Ton: „Mittels des Wasserdampfes werden die Fettzellen aufgebrochen in den Stilen und in den Blüten der Pflanze. Und diese Fettzellen werden mit dem Wasserdampf quasi transportiert und es entstehen zwei Produkte: Das Hydrolat, das Lavendelwasser, und das Öl. Das Öl wird abgeschöpft mit einem Ölschöpfer und wird abgefüllt und das Hydrolat ebenfalls.“

Ein Mal im Jahr während der Lavendelblüte veranstaltet Christine ein Lavendelblütenfest auf dem Hof. Unter uralten Lindenbäumen kann man kleine Köstlichkeiten genießen und bei Live-Musik Lavendelkränze binden und natürlich das wertvolle Öl erstehen. Ein echtes Fest für die Sinne.

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